Zur Weidesaison sind immer wieder etliche Vorbereitungen zu treffen, denn die Pferde brauchen eine Weide als Futterfläche, als Bewegungsraum und als sicheren Ort zur Fohlenaufzucht. Um diesen Vorstellungen gerecht zu werden,ist zunächst darauf zu achten, dass ein pferdegerechter Aufwuchs gedeihen kann. Als pferdegerecht gilt eine geschlossene Grasnarbe, die mit einigen Kräutern durchsetzt ist.
Die Pflanzengesellschaft kann aber gut auf Verdrängungskräuter wie Großer Ampfer, Löwenzahn oder Hahnenfuß verzichten. Aber auch Giftpflanzen gehören nicht in die Mischung.
Leider breitet sich jetzt in Hessen das Jacobskreuzkraut immer mehr aus. Bei der Feldbegehung ist zu beobachten, ob unbekannte Pflanzen zwischen dem Gras sprießen. Im Jugendstadium sieht Jacobskreuzkraut ähnlich wie eine junge Rapspflanze aus und bildet mit den ersten Blättern eine bodennahe Rosette. Findet man einzelne dieser Pflanzen, sollten sie sofort ausgestochen werden. Zum Herbst ist die Pflanze etwa kniehoch und blüht gelb.
Bei der Begehung der Weiden vor dem ersten Austrieb sind dann auch gleich die Nährstoffversorgung der Pflanzen, die Narbenzusammensetzung, die Anzahl der Kahlstellen und eventuell Maulwurfshügel festzustellen.
Die Tränkestellen und die Einzäunung sind zu kontrollieren.
Die Nährstoffversorgung
Die Pflanzen auf einer Pferdeweide sind auch Lebewesen, die zum Wachstum mit passenden Nährstoffen zu versorgen sind. Diese unterscheiden sich etwas von denen, die das Pferd zum Leben braucht. Wesentliche Düngernährstoffe sind Stickstoff, Phosphor und Kalium. Stickstoff ist ein schnell wirkender Nährstoff, der leicht abgebaut wird. Deshalb bietet es sich an, die Stickstoffdüngung im Jahr zu wiederholen. Langsam wirkend sind Phosphor- und Kalidünger, daher sind diese Nährstoffe nach Bedarf, gegebenenfalls auch nur alle paar Jahre, nachzustreuen. Um den Bedarf zu wissen, bietet sich eine Nährstoffanalyse auf Kalium und Phosphorgehalte im Weideboden an. Betriebe, die Prämienansprüche auf die Flächen zugeteilt bekamen, sind sogar verpflichtet, regelmäßig entsprechende Bodenproben zu nehmen. Die Stickstoffdüngung (N) mit Kalkamonsalpeter, Kalkstickstoff oder einem N-P-K-Mehrnährstoffdünger erfolgt zu Vegetationsbeginn. Phosphor (P), Kalium (K) und Magnesium (MG) können auch im Herbst ausgebracht werden.
Narbenbeurteilung
Die Grasnarbe soll geschlossen sein und keine großen Lücken aufweisen. Verbliebene Trittspuren aus dem Vorjahr oder der Winterbeweidung sind eine Einladung an nicht erwünschte Kräuter, sich breit zu machen. Das soll verhindert werden, darum gehört zur Weidepflege im Frühjahr das Abschleppen der Weide und das anschließende Walzen. Beides ebnet die Flächen, regt aber gleichzeitig die Gräser an, sich zu bestocken, d.h. seitliche Ausläufer zu bilden. Junge Kräuter leiden allerdings unter diesen Pflegemaßnahmen genauso, wie sie unter einer üppigen Grasnarbe leiden.
Reichen die Pflegemaßnahmen nicht aus, eine dichte Grasnarbe zu provozieren, ist eine Pflanzenschutzmaßnahme und eventuell eine Nachsaat zu empfehlen. Die Nachsaat kann als Übersaat oder als Schlitzsaat mit geeignetenGräsern erfolgen. Die verschiedenen Saatzuchtfirmen haben ihr Sortiment auf die Belange der Pferdehalter eingestellt und bieten fast alle spezielle Pferdegrasmischungen an.
Grundsätzlich ist aber zu empfehlen, eine Standardmischung ohne Kleeanteil für die Narbenkorrektur einzusetzen.
Einzäunung
Leider passieren regelmäßig Weideunfälle an Pferden durch Drahtverletzungen. Einen sicheren Pferdezaun scheint es nicht zu geben, dennoch lassen sich Vorsorgen treffen, um das Risiko weitestgehend zu mindern. Dazu gehört schon einmal die Wahl des Zaunmaterials. Starre Zäune aus Holz oder Metallrohre erfüllen den Zweck ganz gut, sie sind gut sichtbar, bieten eine ansprechende Hütesicherheit und sehen gut aus. Aber auch sie müssen gepflegt und an die zu hütenden Tiere angepasst sein. Es ist nicht egal, ob Ponys gehütet werden sollen oder Stuten mit Fohlen oder Junghengste. Auch der Lattenzaun birgt Verletzungsrisiken, wenn Pferde auf benachbarten Weiden nur durch ihn voneinander getrennt sind, oder wenn die Latten nicht bodennah genug oder in zu geringer Anzahl angebracht sind. Angefressene Latten mindern die Hütesicherheit und bergen Verletzungsgefahren.
Einzäunung von Pferdeweiden
Forderung lt. Tierärztliche Vereinigung für Tierschutz e.V. 2005
- Zaunhöhe höher als 0,8 X Widerristhöhe
- Pfahlabstand 260 cm bis max. 400cm
- Pfahllänge 1/3 im Boden, 2/3 außerhalb
- Querriegel mindestens 2 - 3, je nach Risikobereich
- Querriegelabstand je 40 - 70 cm (nach Zaunhöhe)
- Zaunmaterial Holz, Metallrohr, E-Zaun (Band 4cm)
- Elektrogeräte mind.2.000 bis max.10.000Volt max.5 Joule Impulsenergie.
Eine zusätzliche Absicherung durch einen Elektrozaun gibt dann mehr Sicherheit. Der Elektrozaun hat aber bei jeglicher Nutzung auch bestimmte Leistungen zu bringen, wovon die wesentliche ist, dass er ständig unter Strom stehen muss. Die Spannung muss so hoch sein, dass Pflanzenbewuchs der Hüteleistung nichts anhaben kann. Die Weidezaungeräte, die heute am Markt zu bekommen sind, sind nach den speziellem Einsatzzweck auszuwählen. Häufig gilt, dass man sich auf neue Geräte besser verlassen kann. Sowohl der Weidezaun, als auch die Leistung des Weidezaunes sind regelmäßig zu kontrollieren.
Für alle Zaunarten gilt die Anpassung an die Tierart. Wird die Weide zu einer Fohlenkoppel, ist der Zaun entsprechend umzurüsten. Gerade den lebhaften Fohlen bietet man eine Risiko freiere Saison, wenn sie den Zaun erkennen können, und sie nicht verleitet werden, drunter durch zu schlüpfen. Der untere Draht oder die untere Latte sollte höchstens bei 40 cm Höhe verlaufen. Weitere Anforderungen an die Zaunqualität hat die Tierärztliche Vereinigung gemäß obiger Tabelle vorgeschlagen.
Anweiden
Auch wenn die Weide zu Beginn des Austriebs nur als Bewegungsfläche dienen soll, genießen die Pferde die ersten Grashalme. Für das Verdauungssystem der Pferde ist das frische oder zum Winterausgang noch angefrorene Gras aber so ungewohnt, dass Verdauungsstörungen auftreten können. Beim Pferd äußern sich diese Störungen meist durch Koliken oder Durchfälle. Das Anweiden, bzw. jeder neue Weidegang ist gut vorzubereiten. Die Pferde sollen daher satt auf die Weide gelassen werden.
Satt durch gefüllten Magen-Darmtrakt sind Pferde aber nur durch ausreichende Heufütterung. Vor dem Rausbringen sind die Pferde rechtzeitig mit Grundfutter zu füttern und sollten anfangs auch nur so lange draußen bleiben bis sie wieder hungrig werden, d.h. nur stundenweiser Weidegang. Sind die Pferde auf Weidegang eingestellt, meist zu erkennen an der Farbe und Konsistenz der Pferdeäpfel, spricht nichts gegen den ganztägigen Weidegang, wenn die Weide ausreichend strukturiertes Gras vorhält.
Die Weidehaltung kommt unter heutigen Verhältnissen den natürlichen Haltungsbedürfnissen eines Pferdes am nächsten. Im Vordergrund steht das optimale Angebot an Licht, Luft und Bewegung, zusätzlich ist eine gute Weide auch Futterlieferant. Doch birgt die Weidehaltung auch Risiken, die vor dem Austrieb weitestgehend minimiert werden sollten.
Zu nennen sind die Verletzungsgefahren, bedingt u.a. durch die Herdenhaltung oder durch unsachgemäße Einzäunung.
Anderseits prägt die Zusammensetzung der Pflanzengesellschaft und der Pflegezustand der Weide den Futterwert des Aufwuchses. Zum Frühjahr hin sind die zwei Maßnahmen Einzäunung pferdegerecht gestalten und Pflege- und Düngearbeiten erledigen vorrangig einzuplanen.
Jürgen Lamp, Pferde und Sport 3- 2007