Auf der landwirtschaftlichen Wochen Nordhessen in Baunatal bot der Pferdesportverband Hessen ein interessantes Programm mit drei Vorträgen für Pferdehalter.
Beratungsangebot für Pferdehalter in Hessen
Dr. Cordula Kipp arbeitet als Beraterin Pferdezucht und –haltung beim Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen (LLH). Der LLH ist eine staatliche Bildungs- und Beratungseinrichtung des Bundeslandes Hessen und bietet auch für Pferdehalter ein umfassendes Angebot. So berät Dr. Christiane Rittershaus vom LLH-Fachgebiet „Beratung Tierhaltung“ beispielsweise zur artgerechten Pferdehaltung, zur Fütterung oder zum Management im Pferdebetrieb.
Ein weiterer Baustein ist die „Interessengemeinschaft Tierwohl in der Pferdehaltung“, ein Arbeitskreis für Pferdepensionsstall-Betreiber. Im Fachgebiet „Beratung Tierzucht“ sind Andreas Hornemann und Dr. Cordula Kipp die Beratungskräfte für die Tierart Pferd. Sie unterstützen den Verband der Pony- und Pferdezüchter Hessens e.V. und den Hannoveraner Verband e. V. sowie alle Züchter mit dem Ziel einer wettbewerbsfähigen Tierzucht unter den Aspekten Leistung, Gesundheit, Robustheit, Biodiversität und Tierwohl. Weitere Themenbereiche innerhalb des LLH sind die Herdenschutzberatung – Ausschöpfung betrieblicher Möglichkeiten zur Prävention von Übergriffen und die Grünland- und Futterbauberatung – Pflege der Pferdeweide. Das Team „Ökonomie und Verfahrenstechnik“ berät unter anderem zu den Themen Investitionsplanungen, Betriebsentwicklung und Förderung. Auch Betriebe, die auf ökologischen Landbau umstellen wollen oder die Artenvielfalt auf ihrem Grünland erweitern möchten, erhalten Hilfestellungen. Außerdem bietet der LLH eine Ausbildungsberatung für Pferdewirte an.
Der Verband der Pony- und Pferdezüchter Hessens e.V. betreut über 50 verschiedene Rassen. Er hat ca.1.500 Mitglieder und registrierte im vergangenen Jahr 925 Fohlen. Damit ist er der zweitgrößte Ponyzuchtverband in Deutschland, so Antje Römer-Stauber (Vorsitzende und Zuchtleiterin des Verbandes der Pony- und Pferdezüchter Hessens e.V.). Neben der Beratung in Zucht- und Haltungsfragen sind die Zuchtbuchführung, die Bewertung, Registrierung und Kennzeichnung von Zuchttieren und deren Nachkommen, das Ausstellen von Abstammungsnachweisen und Pferdepässen sowie die Jungzüchterarbeit Aufgaben des Verbandes. Außerdem führt der Verband Veranstaltungen wie Stuten- und Fohlenschauen, Körungen und Leistungsprüfungen sowie Seminare und Weiterbildungen durch. Neue Verbandsansprechpartner sind seit 2022/2023 Bettina Auerbach als Geschäftsführerin und Antje Römer-Stauber als Zuchtleiterin sowie weitere Mitarbeiterinnen der Geschäftsstelle. Weiterhin für die Züchter da und ansprechbar ist auch der Vorstand des VPPH und die Rassevertreter, die man auf der Homepage findet.
Rechtsfälle im Pferdesport
Hendrik Langeneke hat vor seiner Tätigkeit als Geschäftsführer des Pferdesportverbandes Hessen 20 Jahre als Rechtsanwalt mit Schwerpunkt Pferderecht gearbeitet. Hierbei begleitete er verschiedene spannende Fälle. So vertrat er beispielsweise eine Pferdebesitzerin, die ihre Bekannte gefälligkeitshalber ihr Pferd reiten lies. Die Bekannte fiel vom Pferd und ihre Krankenversicherung stellte Ansprüche an die Pferdebesitzerin. Diese Klage konnte allerdings abgewiesen werden, da die verunfallte Reiterin als Zeugin angab alleine das Gleichgewicht verloren zu haben ohne, dass das Pferd gescheut hat und zur Seite gesprungen ist. Eine typische Tiergefahr hatte sich nach Auffassung des Gerichtes nicht verwirklicht. Auch wenn in diesem Beispiel die Pferdebesitzerin nicht haftbar gemacht wurde, war die Hauptbotschaft des Vortrages die dringliche Empfehlung einer umfassenden Haftpflichtversicherung. So sollten Pferdebesitzer eine Tierhalterhaftpflichtversicherung mit einer Deckungssumme von mindestens 15 Mio Euro pro Schadensfall abschließen. Auch eine Betriebshaftpflicht mit einer individuellen, möglichst hohen Deckungssumme, die die Haftung von Obhutschäden abdeckt, sei für Pensionsstallbetreiber unabdingbar. Zudem sollten Einstellerbetriebe darauf achten, dass ihre Einsteller eine Haftpflichtversicherung nachweisen können.
Wahrnehmung des Pferdesports in der Öffentlichkeit
Der Pferdesport steht zunehmend unter kritischer, öffentlicher Beobachtung. Vor diesem Hintergrund regte Dr. Wolfgang Kubens (stellvertretender Vorsitzender des Pferdesportverbandes Hessen) die Zuhörer an, etwas für die öffentliche Anerkennung des Pferdesports zu tun. Diese Aufforderung untermauerte er mit Argumenten wie sozialen Aspekten des Reitsports (z.B. gesundheitsfördernde Wirkung, das Erlernen von Verantwortungsgefühl, Disziplin, Fleiß und Selbstbewusstsein sowie das Erleben von Glücksmomenten) und ökonomischen Aspekten (mind. 7 Mrd. Euro Gesamtumsatz der Branche). Alleine in Hessen sind 69.000 Pferdesportlerinnen und Pferdesportler Mitglied in einem Reitverein. Damit belegt der Pferdesport Platz sieben unter den 61 Sportverbänden im Landessportbund Hessen. Diese Zahlen zeigen, dass der Pferdesport sehr verbreitet ist und als Breitensportart bezeichnet werden kann. In verschiedenen Regelwerken wie beispielsweise der Ausbildungs-Prüfungs-Ordnung (APO) und der Leistungs-Prüfungs-Ordnung (LPO) sind umfassende Maßnahmen zum Schutz der Pferde festgeschrieben, so Kubens.