Ein Weltmeister, ein Bundeschampion und sieben Bundesschau-Sieger

Der Beginn eines neuen Jahrzehnts bietet Gelegenheit, den Stand unserer Pony- und Pferdezucht in Hessen zu betrachten. Bei recht stabilen Zahlen im Verband ist in vielen Rassen ein sehr beachtliches Niveau erreicht worden. Die Ponyzüchter aus Hessen können, ähnlich wie die Warmblutzüchter, vielfältige Erfolge vorweisen, sowohl mit einzelnen Spitzenpferden als auch mit insgesamt guten Zuchtpferdebeständen.


Zuchtbericht Tabelle1Das Jahr 2019 brachte eine Reihe herausragender Erfolge hessischer Ponys im überregionalen Vergleich. Zwar gab es auch mehr FN-Bundesschauen als in anderen Jahren, doch die Liste ist beeindruckend:

Lediglich der Welsh Cob- Hengst Friedrichshof Hot Twix stammt nicht aus hessischer Zucht, sondern aus Brandenburg-Anhalt, startete in Berlin allerdings für Hessen (Hengstbuch I VPPH). Alle anderen Pferde wurden im Zuchtverband Hessen gezogen.

Genannt sind nur jeweils die Sieger, sonst wäre die Erfolgsliste der FN-Bundesschauen noch deutlich länger. Denn einige weitere Ponys aus Hessen waren der Spitze ebenfalls sehr nahe, etwa Clooney (Dr. Stefanie Krause) als Bundesreservesieger der älteren Reitpony-Hengste in Berlin, Glaskopf Iwyn (Dr. Sabine Bachmann) als Dritter der Connemara Ponys in Berlin, Prinzessin Paula (Simone Glück) als Bundesreservesiegerstute Deutsches Partbred Shetland Pony in Münster, Helin (Wilhelm Eitenmüller) und Lärke (Silke u. Jürgen Eitenmüller) jeweils als Reservesiegerinnen der jüngeren bzw. älteren Fjordstuten in Zweibrücken und auch die Fjord-Reservesiegerfamilie der Frenja vom Oderhaff, die im Zuchtbetrieb Burkhard und Katharina Neuss zu Hause ist.

Óðinn vom Habichtswald holte in Berlin die Goldmedaille Foto Krijn BuijtelaarEinsame Spitzenerfolge
Als überragender Erfolg geht die WM-Goldmedaille des Islandhengstes Odinn vom Habichtswald mit seiner Reiterin Frauke Schenzel in die Geschichte ein. Dies auch deshalb, weil er damit den Erfolg seiner Mutter Oskadis vom Habichtswald wiederholte (Gold WM Berlin 2013). Diese wurde ebenfalls von Maria Siepe-Gunkel gezogen, nahm 2019 sogar wieder in Berlin teil und erreichte diesmal Platz drei (!).

Fast ebenso außergewöhnlich erscheint schon jetzt die Karriere des Reitponyhengstes Cosmo Royale, der im dritten Jahr in Folge Reitpony-Bundeschampion in Warendorf wurde, diesmal geritten von Sophie Luisa Duen, und „nebenbei“ auch noch zwei Konkurrenzen der FN-Bundesschau Berlin für sich entscheiden konnte, sowohl die Junghengste-Schau als auch die Wertung der dressurbetonten Hengste.

Und der Haflinger Hengst Amore Mio scheint seiner Konkurrenz uneinholbar davonzuziehen. Die beispiellose Karriere schon in den vergangenen Jahren krönte der Fahrpony-Bundeschampion nun in München mit den Titeln ‚FN-Bundessieger Haflinger‘, ‚FN-Bundesprämienhengst‘ und ‚Dressurbetonter FN-Bundessieger‘.

Bundessieger Friedrichshofs Hot TwixWichtige Verbandstermine zur Positivselektion
Auf der Frühjahrskörung mit Eintragung in Alsfeld wurden der Reitponyhengst Daily Dancer (Zü.: ZG Fleurkens, Bes.: Tina Barker) als Sieger und der Fjordhengst Venlo (Zü.: Elisabeth u. Reinhold Eitenmüller, Bes.: Fjordgestüt Fjellhorn) als Reservesieger herausgestellt. Einen neuen Rekord gab es mit 20 gekörten Islandhengsten auf dem eigenen Körtermin mit Jungpferde-Materialprüfung in Kaufungen, wo der Siegerhengst Garpur von der Igelsburg hieß, gezogen von Carola Krokowski im nordhessischen Gestüt Igelsburg.

Mit 33 Stuten aus sieben Rassen war diesmal der Eintragungstermin Alsfeld zahlenmäßig nicht so stark besetzt wie im Vorjahr. Das Qualitätsniveau der in der Mehrzahl dreijährigen Stuten (21) war jedoch gut, 12 von ihnen konnten als Prämien-Anwärterinnen ausgezeichnet werden. Die Haflingerstute Bijou aus dem Haflingergestüt Stange wurde Rassesiegerin und auch Tagessiegerin, die beste Edelbluthaflinger-Stute Amira stellte der Zuchtbetrieb Christian Trabert. In der Rasse Welsh holte Millstone Miss April (Felix Hoffarth) die Siegerschärpe. Bei den Reitponys gewann Minze (Angela Colell-Solle) den Stutenpreis der IG Reitpony Hessen.
Jeweils Siegerstute ihrer Rasse wurden beim Deutschen Classic Pony Flamina (Patrick Braun), beim Shetland Pony Gilsbachs Aurélie (Gabi Trümper-Blos) und beim Deutschen Partbred Shetland Pony Lendorfs Kassia (Sylvia Lohmann).

Cosmo Royale SiegerehrungDie Rassesieger sind wie immer stellvertretend genannt für weitere gute Nachwuchsstuten auf den Eintragungsterminen. So auch in Erbach, wo insgesamt sieben Prämien-Anwärterinnen herausgestellt wurden und die Stuten Anike (ZG Ilse und Jochen Nösinger) und Apple Crumble (Monika Bauschbach) punktgleich die Jahrgangsspitze der Fjordpferde bildeten. Das hohe Niveau der hessischen Fjordpferdezucht spiegelte sich auf der FN-Bundesschau Zweibrücken wider, mit zahlreichen vorderen Platzierungen und acht (!) Bundesprämienstuten aus Hessen. Den dort eingebauten IGF-Zukunftspreis gewann die dreijährige Apple Crumble in Abwesenheit ihrer Jahrgangsgefährtin Anike.


Ebenso wie die Stutenprämierungen behalten auch die Prämienfohlenschauen des Verbandes ihre Bedeutung, denn die besten Nachwuchspferde sollten möglichst früh für die Zucht „gesichert“ werden. Dazu leisten die Fohlenschau-Standorte Alsfeld-Eifa, Dreieich-Offenthal und Usingen einen wichtigen Beitrag, neben der großen Hessischen Island-Fohlenreise mit diesmal 130 (!) geprüften Fohlen. Auch kleinere Termine wie Meinhard-Grebendorf, Höpfingen (Criollo), Edertal-Wellen und der zentrale „Nachzügler-Termin“ mit Prämierung Anfang Oktober in Alsfeld tragen ihren Teil dazu bei.

Die Kaltblut-Landesstutenschau Usingen gewann im Berichtsjahr 2019 die hervorragend leistungsgeprüfte rheinisch-deutsche Stute Elopa des Michael Kunkel vor der Noriker Stute Fiona (Markus Mangold).


Hengstkörungen, Leistungsprüfungen und Ehrenpreise

Aus den Leistungsprüfungen Erbach bleiben vor allem der Fjordhengst Valentino III LGKS (Landgut Kemper & Schlomski) und der Welsh Cob Hengst Friedrichshof Hot Twix (Katja und Georg Istel) in Erinnerung. Bei den Stuten erzielte die Edelbluthaflinger-Stute Nantana M (Zü.: Franz und Gertrud Mayer, Bes.: Birgit und Robert Müller) das beste Ergebnis. Die besten Noten in Dillenburg erreichten die Edelbluthaflinger-Stute Karlotta (Franz Scharf) und die Dt. Classic Pony Stute Franka vom Schedetal (Gerda und Michael Zimmermann).


Die dreijährige Stute Apple Crumble gewann den bundesweiten Fjord Zukunftspreis und wurde FN Bundessiegerstute2019 Foto Jochen NösingerDie Hengstkörung Anfang Oktober wurde wieder süddeutsch ausgerichtet, da im rotierenden Verfahren Hessen an der Reihe war. Gesamtsieger aller Rassen wurde der von Danica Duen im Zuchtverband Hessen gezogene Herzzauber D aus der Rasse Deutsches Reitpony, Gesamt-Reservesieger der Mini-Shetland Elmhorst Solero (Stephan Elmer) aus Bayern.

Die stimmungsvolle Körung in Alsfeld bot den passenden Rahmen für die Auszeichnung von Anja und Roland Maier mit dem Verbands-Ehrenpreis des VPPH. Dieser Zuchtbetrieb aus Irmenach-Beuren hat sich auf Deutsche Reitponys spezialisiert und in den letzten Jahren eine Vielzahl großartiger Zuchterfolge erzielt. So tragen bereits zwei Siegerstuten im IG Stutenpreis Hessen den Namenszusatz „RM“ (Roland Maier), ebenso wie mehrere gekörte Hengste und das derzeit gewinnreichste hessische Reitpony „RM V-Power“.

Nur noch im dreijährigen Turnus wird der Staatsehrenpreis des Landes Hessen für besondere Leistungen in der Pferdezucht vergeben. Diese hohe Staatsauszeichnung erhielt 2019 das Islandpferdegestüt Igelsburg im nordhessischen Habichtswald-Dörnberg. Gewürdigt wurden das vorbildliche Zuchtkonzept mit international erfolgreichen Pferden, die tiergerechte Haltung und das persönliche Engagement von Carola Krokowski und Klaus Ohneberg.

Breuerbergs LouiseAls letzte Großveranstaltung des Jahres standen die gemeinsam ausgerichteten „Ponyforum Hengsttage 2019“ in Alsfeld auf dem Programm. Auch diese bleiben als gelungene Veranstaltung mit gutem Auktionsergebnis positiv in Erinnerung.

Bleibt zu berichten, dass die Problematik der Anerkennung deutscher Shetland Ponys durch das Ursprungszuchtbuch (SPSBS = Shetland Pony Stud-Book Society) noch nicht gelöst werden konnte. Ähnliches gilt für die Anerkennung deutscher Criollos in den Ursprungsländern Südamerikas.

Themen wie tiergerechte Pferdehaltung, Tierschutz im Pferdesport und beim Umgang mit dem Pferd, bis hin zum Ausbildungsbeginn junger Pferde, sind zwar immer aktuell, werden aber die Arbeit der Züchter und Zuchtverbände künftig wohl noch mehr bestimmen als bisher.

Sehr erfreulich im Jahr 2019 war die Tatsache, dass Andreas Hornemann als Berater für Pferdezucht und Pferdehaltung im Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen (LLH) die Nachfolge für Reinhold Eitenmüller antreten konnte.

Allen Züchtern und Freunden hessischer Ponys und Pferde viel Glück und Erfolg im Jahr 2020!

Florian Solle