Die Trächtigkeit bei Pferden dauert 11 Monate mit einer Schwankungsbreite zwischen 320 und 355 Tagen, wobei Überschreitungen der Durchschnittszeit häufiger sind als Unterschreitungen. Bereits am 18. Tag nach der letzten Bedeckung kann ein geübter Fachmann die für eine Trächtigkeit übliche Kontraktion der Gebärmutter über die rektale Untersuchung feststellen.

 

Meist hebt sich das Fruchtsäckchen bereits in Hühnereigröße ab. Die Frucht nimmt nun laufend an Größe zu und ist mit sechs Wochen etwa gänseei- bis faustgroß. Im dritten Monat erreicht die Gebärmutter etwa Brotlaibgröße. In dem sogenannten Ballonstadium (vierter Monat) ist nun bereits jedes Organ so groß, daß die tastende Hand es nicht mehr nach vorne abzugrenzen vermag, ein Gegenstoßen der Frucht ist teilweise jetzt schon fühlbar. Der Zeitraum zwischen dem fünften und achten Monat ist dadurch gekennzeichnet, daß sich nun die vergrößernde Gebärmutter nach vorne unter die übrigen Baucheingeweide absenkt. Man spricht deshalb auch von dem sogenannten Senkungsstadium.

Im letzten Drittel der Trächtigkeit beginnt das eigentliche Größenwachstum der Frucht. Im Vorbereitungsstadium der Geburt sind dann meist schon Fohlenteile in der Beckenhöhle zu fühlen.

In jeder Trächtigkeitsphase kann es jedoch zu Störungen kommen. In den ersten drei Monaten spricht man von einer Frühresorption, von der rein äußerlich nichts zu erkennen ist, da die Frucht aufgelöst und über den Blutkreislauf abgebaut wird. Eine Trächtigkeitskontrolle um den dritten Monat herum ist daher ungeheuer wichtig, da bei einer eventuellen Resorption eine erneute Bedeckung in der selben Decksaison noch möglich sein kann.

Bei einem Abbruch der Trächtigkeit nach dem dritten Monat spricht man von einem Abort der Frucht. Bei einem Abort, der in jedem weiteren Trächtigkeitsstadium auftreten kann, wird die noch nicht ausgereifte und somit nicht lebensfähige Frucht abgestoßen.

Ein großer Anteil an den Fruchtverlusten rührt auch von Zwillingsträchtigkeiten her. Alle Trächtigkeiten beim Pferd beginnen als Zwillingsträchtigkeit, welche sich allerdings meist zwischen dem 7. und 11. Tag der Trächtigkeit auf eine Einlingsträchtigkeit reduzieren. Eineiige Zwillinge haben eine gemeinsame Plazenta. Sie sind es auch, die dann später doch als Zwillinge auf die Welt kommen.

Die Plazenta ist ein während der Trächtigkeit entstehendes Organ, das für den Austausch zwischen den mütterlichen und dem fetalen Blut geeignet ist. Da sie nicht ein Teil des Fohlenkörpers, sondern nur mit diesem durch die Nabelschnur verbunden ist, kann sich das Fohlen nach der Geburt leicht von ihr trennen. Die Plazenta des Pferdes unterscheidet sich vom entsprechenden Organ anderer Säugetiere, da sie die gesamte Innenfläche der Gebärmutter vom 100. Tag an auskleidet. Bei allen anderen Arten beschränkt sich die Plazenta auf bestimmte einzelne Gebiete der Gebärmutterwand. Bei der Frau hat die Plazenta eine scheibenförmige Gestalt, beim Schwein ist sie bandförmig und bei der Kuh in Form von Karunkeln (warzenförmig) ausgebildet.

Die wichtigste Folge dieser Art von Befestigung ist für die Praxis, daß die Stute keinen Platz für eine zweite Plazenta hat und von Natur aus keine Zwillinge austragen kann. Andere Tierarten haben Platz für zwei oder noch viel mehr Plazenten. Zwillinge sind gewöhnlich der Grund für einen Abort oder die Geburt von zu kleinen lebensschwachen Fohlen.

Eine besondere Eigenart der Plazenta des Pferdes stellen die sechs Zellschichten zwischen den fetalen und den mütterlichen Blutgefäßen dar. Drei davon sind plazentar, drei gehören zur Gebärmutter. Bei anderen Tierarten ist die Zahl der Zellschichten geringer. Gewöhnlich werden die mütterlichen Schichten von der Plazenta abgetragen, in anderen Fällen werden auch die Plazentaschichten selbst abgebaut. Beim Pferd allerdings -anders als beim Menschen- zerfrißt die Plazenta das Gebärmuttergewebe nicht. Wenn sie sich also nach der Geburt ablöst, verursacht sie kaum eine Blutung, wenn überhaupt.

Methoden der Trächtigkeitsdiagnose

  • die rektale Untersuchung ; sie ist ab dem 18. Tag möglich ( 18. - 40. Tag )
  • die Ultraschalluntersuchung ist ab dem 15. Tag möglich, normalerweise wird sie
    aber zwischen dem 18. und 21. Tag durchgeführt, Sicherheit ca. 97%
  • vaginale Untersuchung
  • Bluttest: Progesteronbestimmung ( 18. - 21. Tag )
    PSMG - Bestimmung im Blut, (40. - 100. Tag ) Sicherheit 100%
  • Harntest oder auch Östogennachweis genannt, ist ab dem 120. Tag der Trächtigkeit
    bis zur Geburt möglich

DIE GEBURT
Geburtsanzeichen

traechtigkeit1traechtigkeit2Gegen Ende der Trächtigkeit, kurz vor den Eintritt der Geburt bilden sich bei der Stute Ödeme am Unterbauch, in der Eutergegend und an den Hintergliedmaßen. Einige Tage vor der Geburt ist dann eine Schwellung der Scham, bzw. eine Vergrößerung der Schamspalten zu beobachten. 6 - 1Tag vor der Geburt bilden sich bei der Stute die sogenannten Harztropfen am Euter und die Stute wird zudem "spitzer", was an dem Einsinken der Beckenbänder liegt. Desweiteren ist kurz vor der Geburt der Abgang geringer Schleimmengen zu sehen. Bei vielen Stuten schießt auch schon kurz vor der Geburt die Milch ein, die dann mit dem Beginnen der Wehen zu fließen beginnt. Bei anderen allerdings schießt die Milch erst bei der Niederkunft ein. Weitere Anzeichen sind Unruhe, leichte Wehen und mittleres bis starkes Schwitzen des Pferdes.

Die normale Geburt

Während der Eröffnungswehen findet eine Drehung der Frucht um die Längsachse statt, von der unteren in die obere Stellung, gleichzeitig findet auch eine Streckung von Kopf und Vorderbeinen statt, ebenso wie die Weitung der weichen Geburtswege. Diese ganze Phase dauert ca. 2 - 3 Stunden.

Bei älteren Stuten, die schon viele Fohlen hatten, verläuft das Eröffnungsstadium eher ruhig und wird häufig übersehen.

Mit dem Einsetzen der Treib- und Preßwehen sind die Abstände zwischen den einzelnen Wehen deutlich kürzer. Bei der nötigen Ruhe geschieht die Austreibung der Frucht in den meisten Fällen im Liegen. Zur Austreibung muß die Frucht in der oberen Stellung liegen (egal ob Vorder- oder Hinterendlage).

Nun beginnt die Geburt des Fohlens. Mit dem Erscheinen der Allantoisblase, die sich als dünnhäutig, grauweiß - bläulich darstellt, dauert es nun nicht mehr lange.

traechtigkeit3traechtigkeit4Als nächstes platzt die Allantoisblase und der gelblich wässrige bis schmutzig bräunliche Inhalt fließt ab. Es handelt sich um 4 -10 Liter Inhalt.

Jetzt sind auch schon die noch von Ammion überzogenen Gliedmaßen zu erkennen, eventuell auch schon der Kopf. Bei Vorderendlage soll der Kopf mit dem Unterkiefer auf den gestreckten Beinen liegen, so daß die Nasenspitze den Fesselkopf erreicht. Ammion platzt meist erst, wenn bereits die Schulter draußen ist. Auch hier ist der Inhalt schleimig gelbbraun. Es können durchaus 3 -7 Liter Flüssigkeit sein.

Nun ist es wichtig, die Eihaut/Ammion von den Atemwegen des Fohlens zu entfernen. Wenn die Schulter schon draußen ist, dauert es noch einige Sekunden und das Fohlen ist vollständig auf der Welt. Die Dauer der normalen unkomplizierten Geburt liegt durchschnittlich bei 10 - 30 Minuten.

Unmittelbar nach der Geburt ist die Stute noch sehr erschöpft und verharrt oft noch minutenlang in der Seitenlage.

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Falls die Nabelschnur nicht von alleine gerissen ist, sollte man sie abnabeln. Der korrekte Punkt dafür ist an der Einschnürung ca. 4 -6 cm distal des Bauchnabels.

Dafür sollte man sich die Hände sehr gut waschen und desinfizieren, um dann die Nabelschnur zwischen Daumen und Zeigefinger mit sterilem Mull zu fixieren und mit mäßigem leicht kreisendem Zug zu durchtrennen. Nach dem Durchtrennen noch für ca. 2 Minuten abdrücken und anschließend gut mit Jod desinfizieren.

Die Stute beleckt nun das Fohlen, um einen ersten Kontakt aufzunehmen, aber vor allen um die Atmung und den Kreislauf des Neugeborenen anzuregen. Falls die Stute dazu noch nicht in der Lage sein sollte, kann man das Fohlen mit Strohwischen vorsichtig trockenreiben, damit sein Kreislauf in Gang kommt.

Normalerweise erhebt sich das Fohlen spätestens nach einer halben bis einer Stunde um das Euter der Mutter aufzusuchen und das lebenswichtige Kolostrum aufzunehmen.