Die besten Stuten für die Weiterzucht einplanen
Gemeint sind natürlich die Nachwuchsstuten mit den besten Reit- oder Fahreigenschaften, dem besten Temperament und Charakter, den höchsten Eintragungsnoten, und möglichst erfreulicher Eigenleistung. Oft empfehlen sich genau die Stuten, die man am leichtesten verkaufen kann als „nur“ Reit- oder Fahrponys, gleichzeitig auch für die Zucht.
Sind solche Stuten schon im Fohlenalter deutlich überdurchschnittlich in Typmerkmalen, Körperharmonie, Korrektheit und Bewegungsqualität, muss man sie gleich festhalten. Nur wenn weitere, mindestens gleichwertige Nachwuchsstuten aus gleicher Familie schon im Bestand sind, darf ein sehr gutes Stutfohlen auch einmal verkauft werden, aber dann auch nur wieder an einen Züchter!
Prämienanwärterinnen in Alsfeld und Erbach
Die wertvollen Stuten sind die tragenden Säulen der Zucht, dieser Grundsatz bleibt zeitlos gültig. Deshalb gehören die zentralen Stutbuch-Eintragungen mit Prämierung zu den wichtigsten Terminen eines Zuchtverbandes überhaupt.
Im Berichtsjahr 2021 gab es vorher wie gewohnt die Frühjahrskörung im Pferdezentrum Alsfeld. Diese war deutlich von der Corona-Pandemie geprägt und lief ganz nüchtern mit Einzelvorstellung ab, ohne Schrittringe und Siegerhengst-Auswahl. Zu den höchstbewerteten Hengsten gehörten Fetard 11 (Comtois, Besitzer: Benedikt Hofmann) und La Amanecida El Payador (Criollo, Züchter: Simon Ludwig, Besitzer: Karl Heinz Daiber) sowie Barkeeper aus dem Rehbachtal (Shetland Pony unter 87 cm, Lars Althaus).
Auf dem Stutbuch-Termin Alsfeld wurden 30 Nachwuchsstuten eingetragen und zwölf von ihnen prämiert (Vorjahr 34/14). Bei den Haflingern holte Aruba (Haflingergestüt Stange) die beste Bewertung. Ihr folgte beim Rheinisch Deutsche Kaltblut Carlotta, die Sarah und Ulrich Hesse entdeckt haben. Mit Isabeau vom Arnsberg (Diana Bauer) und Sofia (Hanna Klein) waren auch die Rassen Bretone und Freiberger gut vertreten. Gleiches gilt für die Schwarzwälder Stute Malea der Zuchtgemeinschaft Frank Schmidt und Karina Jung, die mit 8,1 die höchste Gesamtnote des Tages erzielen konnte. Auch die Reitpony-Stuten Naylani (Hannah Neef) und Gina Royale D (Danica Duen) holten mühelos die Prämien-Anwartschaft. Letztere entschied auch den Stutenpreis der IG Reitpony Hessen für sich. In der Rasse Deutsches Partbred Shetland Pony standen Lendorfs Kami (Sylvia Lohmann) und Basari aus dem Spessart (Züchter: Simone Glück, Besitzer: Sarah und Ulrich Hesse) vorne, beim Mini-Shetland die Stuten Matilda aus dem Rehbachtal und Masha v. d. Weteringstal (beide Lars Althaus) und beim Deutschen Classic Pony schließlich Franziska vom Schedetal (Zuchtgemeinschaft Gerda und Michael Zimmermann).
Stellvertretend für eine Reihe wertvoller Fjordstuten in Erbach sind die am höchsten prämierten Stuten Fila und La Lina (beide Elisabeth Eitenmüller), Havanna (ZG Andrea u. Jürgen Bringmann), Maja (Silke und Jürgen Eitenmüller), Mona Lisa (Alexander Jäger) und Lyria (Christian und Stephanie Eitenmüller) noch einmal zu nennen. Dass zehn von 16 eingetragenen Fjordstuten die Prämienanwartschaft erhielten, spricht für sich.
Den genannten Stuten stehen die auf dem Nachzüglertermin prämierten Stuten nicht nach, die höchsten Gesamtnoten dort erreichten Diddeldum und Dancing Queen (beide Monika Sames) und Daily Sunrise (ZG Engelke) aus der Rasse Deutsches Reitpony sowie Agnes (Thomas Feußner) aus der Rasse Rheinisch Deutsches Kaltblut.
Exterieur-Schau behält ihre Bedeutung
Die qualitätvollen Fohlenschauen Alsfeld (70 Prämienfohlen aus 13 Rassen), Dreieich-Offenthal (34 Prämienfohlen allein aus der Rasse Fjordpferd) und Höpfingen (10 Prämienfohlen Criollo) bleiben in Erinnerung, ebenso wie die große 18. Hessische Islandfohlenreise. Wie im Vorjahr 2020 fielen allerdings die Kaltblutschau Usingen und alle Kreis- oder Bezirkstierschauen und Viehmärkte in Hessen der Corona-Pandemie zum Opfer.
Als klarer Höhepunkt der Schausaison 2021 konnte die Elitestutenschau des Verbandes alle Erwartungen erfüllen oder noch übertreffen. Mit 155 Stuten aus den unterschiedlichsten Rassen war das Schaufenster des Zuchtverbandes Hessen gut gefüllt und bot auch dem parallel durchgeführten IGF- Zukunftspreis einen schönen Rahmen. Für Zuchtpferde grundlegend wichtig bleibt die Beurteilung des Exterieurs, der Körperharmonie und Korrektheit. Auch die Bewertung unter dem Sattel oder vor dem Wagen ist wichtig, aber sie kann die Vorstellung an der Hand nicht ersetzen.
Jeweils ihre Rasse vertraten die Siegerstuten Fila (Fjordpferde, Elisabeth Eitenmüller), Belsy (Haflinger, Familie Stange), Aida (Edelbluthaflinger, Brigitte Dietrich), Elsa (Kaltblutrassen, Joachim Müller), Holly (Freiberger, Hanna Klein), Annegret aus dem Rehbachtal (Shetland Pony, Patrick Schauermann), Lendorfs Kami (Deutsches Partbred Shetland Pony, Sylvia Lohmann), Franziska vom Schedetal (Deutsches Classic Pony, Gerda und Michael Zimmermann), Katzmanns Whoopie (Dartmoor, Stefan Katzmann), La Amanecida La Confianza (Criollo, Benedikt Hofmann), Marvellous Milly (Connemara, Inge Kreuzer), Millstone Miss April (Welsh, Familie Hoffarth) und Naylani (Deutsches Reitpony, Hannah Neef). Beide Siegerschärpen der Familienklasse gingen an die Fjordpferde, es siegte die Familie der Langthjems Flika (Elisabeth Eitenmüller) vor der Familie der AC/DC (Monika Bauschbach).
Im Rahmen der Eliteschau erfolgte auch die Auszeichnung von Sylvia Lohmann mit dem Verbands-Ehrenpreis. Gewürdigt wurden ihre zahlreichen Erfolge in der Zucht des Deutschen Partbred Shetland Ponys und ihr langjähriges Engagement zusammen mit Peter Reiting im Zuchtverband Hessen.
Erfolge auch überregional
Spitzenerfolge auf Bundesebene gab es in 2021 gleich für mehrere Ponys aus Hessen. Auf der FN-Bundesstutenschau Robustponys in Bad Harzburg wurde die bereits 18jährige Bundesprämienstute Prinzessin Paula (Züchter: Lutz Gester, Besitzerin: Simone Glück) Siegerstute der Deutschen Partbred Shetland Ponys, gefolgt von der dreijährigen Lendorfs Kami (Sylvia Lohmann) als Gesamt-Reservesiegerin. In beachtlicher Konkurrenz gelang dasselbe der neunjährigen Katzmanns Whoopie (Stefan Katzmann) als Bundes-Reservesiegerin Dartmoor und auch FN-Bundesprämienstute.
Auch beim „Süddeutschen Shetty-Weekend“ in Ansbach marschierte Prinzessin Paula an die Spitze ihrer Rasse und sammelte gemeinsam mit Schalenburgs Grace (auch Simone Glück) und Annegret aus dem Rehbachtal (Patrick Schauermann) gute Platzierungen in süddeutscher Konkurrenz.
Wie im Vorjahr konnte der Zuchtverband Hessen auf den Reitpony-Bundeschampionaten in Warendorf eine Goldmedaille verbuchen, diesmal mit Herzzauber D, der mit seiner Züchterin, Besitzerin und Reiterin Danica Duen Bundeschampion der vierjährigen Reitponyhengste wurde. Ein toller Erfolg für den Siegerhengst der Süddeutschen Ponyhengstkörung Alsfeld 2019.
Auf dem Haflinger Europachampionat im österreichischen Stadl-Paura wurde der Hengst Bon Jovi (Züchter: Jürgen Gerhard, Besitzer: Haflingergestüt Stange) mit Carmen Vollbach Europa-Champion der vierjährigen Dressurpferde. Auf gleicher Veranstaltung wurde die Stute Bahia aus der Zucht des Haflingergestüts Stange Championesse der erwachsenen Dressurpferde. Ebenfalls in Stadl-Paura absolvierten die beiden hessischen Haflinger Hengste Bon Jovi und Noakley BE (Björn Edelmann) ihre Hengstleistungsprüfung als Beste ihrer Gruppe.
In den Leistungsprüfungen Erbach konnte aus hessischer Zucht der Hengst Kinzighausen Hazy Miramis (Connemara, Züchter: Michael Jaczak, Besitzerin: Lea Naumann) ein gutes Ergebnis erzielen. Bei den Stuten erreichten die Fjordstuten Anike (ZG Ilse und Jochen Nösinger) und Femke (Malte Eitenmüller) mit Endnote 8,6 und 8,1 die Spitzenplätze. In der Fahrprüfung für Ponys in Hausen konnte Sylvia Lohmann gleich zwei gute Ergebnisse verbuchen, nämlich 7,93 für Lendorfs Kami und 7,81 für Lendorfs Wilko.
Hengstkörungen in Alsfeld und München
Die Herbstkörung im Pferdezentrum Alsfeld brachte 25 gekörte Hengste, von denen zwölf auch prämiert wurden. Gesamtsieger aller Rassen wurde der von Monika Bauschbach gezogene und vorgestellte Fjordhengst Kilimanjaro, Gesamt-Reservesieger der Reitponyhengst Magical Song (Züchterin: Pauline Verdicchio, Besitzerin: Caroline Gougain).
In München gelang dem Züchter Bernd Kothe ein außergewöhnlicher Doppelerfolg: nach dem Körungssieger Age im Vorjahr wurde auch dessen Vollbruder Abraxas Siegerhengst der Süddeutschen Haflinger Hengstkörung München-Riem.
Wieder eine erfolgreiche Veranstaltung waren die Ponyforum Hengsttage Alsfeld 2021, zusammen durchgeführt von der Ponyforum GmbH und dem Ponyverband Hessen, die 24 gekörte und sechs prämierte Hengste sowie sehr gute Verkaufsergebnisse brachte.
Das Mindestalter von Junghengsten zur Körung ist ein aktuelles Thema in allen Zuchtverbänden, um den Vorgaben der Tierschutz-Leitlinie hinsichtlich des „Ausbildungsbeginns junger Pferde“ gerecht zu werden. Für den VPPH bietet sich an, die Körungen nur noch für dreijährige und ältere Hengste auszuschreiben, um die gewohnten, relativ frühen Termine im Herbst und Frühjahr beibehalten zu können.
Allen Züchtern und Freunden hessischer Ponys und Pferde viel Glück und Erfolg im Jahr 2022!
Florian Solle