Die Idee, im Rahmen des 56. Hessentages in Herborn eine Zuchtschau unter dem Motto „Hessentagsschau“ durchzuführen, war gut und richtig. Die Vertreter des PUK-Schönbach und des Verbandes der Pony-und Pferdezüchter Hessen waren sich über Ausschreibung und Durchführung auch schnell einig. Leider gab es dann im Vorfeld zu den geplanten Veranstaltungen doch eine große Verunsicherung für die Pony- und Pferdebesitzer. Die Gefahr einer für Pferde infektiösen Erkrankung in Herborn hätten dem Vorhaben fast einen dicken Strich durch die Rechnung gemacht. Nach intensiver Absprache aller Beteiligter und den Tierärzten vor Ort, um die Risiken richtig einzuordnen, hatte man sich dann doch entschieden, die angekündigte Hessentagsschau als auch die tollen Showacts am Samstag, den 21. Mai auf dem Gelände des PUK- Schönbach unter gewissen Präventivmaßnahmen durchzuführen.
Natürlich blieben die Ereignisse im Vorfeld nicht ohne Auswirkung auf das Nennungsergebnis. Dennoch waren im eigens gestalteten Katalog zur Hessentagsschau 95 Stuten und fünf Familien gemeldet. Ein in jeder Hinsicht erfreuliches Ergebnis, das am Schautag dann auch mit idealem Wetter belohnt wurde.
Es gab durchweg gut herausgebrachte Stuten aus verschiedenen Rassen zu bewundern, die in 17 verschiedenen Klassen auf zwei Richtringen bewertet wurden. Auch die zahlreichen Zuschauer verfolgten die Zuchtschau und die Kommentare zu den einzelnen Stuten mit großem Interesse und spendeten reichlich Applaus.
In Richtring I beherrschten die Shetlands, die Deutschen Classic-Ponys und die Fjords die Schauszene. Als Richter hatten Antje Römer-Stauber, Klaus Biedenkopf und Nachwuchsrichter…Schneider aus Westfalen eine interessante Aufgabe.
Bei den Shetlandponys im Minityp in Klasse I ging Kiss me Raggae, eine 2000 geborene Tochter des Prämienhengstes Reno an der Spitze. Anja Koch aus Brakel ist Besitzerin dieser typvollen Stute mit viel Ausdruck und ergiebigem Trab.
In Klasse II bei den zwei-und dreijährigen Shetlandponys hatte Hege van`t Harveen die Nase vorn. Die in den Niederlanden gezogene Stute wurde von Dorothea Burkhardt aus Schlitz- Bernshausen ausgestellt. Die junge Stute zeigte guten Rassetyp, ein sehr solides Fundament und einen taktsicheren Trab in schöner Selbsthaltung.
Bei den älteren Shetlandstuten in Klasse III war die Falbscheckstute Nena von Familie Valdor aus Aßlar-Oberlemp nicht zu schlagen. Mit viel Stutenausdruck, harmonischem Körperbau und einem schwungvollen ergiebigem Trab konnte sie die Richter überzeugen.
Klasse IV war den Partbred-Stuten vorbehalten. Hier setzte sich Lillifee an die Spitze einer dreiergruppe. Die von Marina Fey aus Bad Zwesten vorgestellte Fuchsstute konnte besonders durch ihren Ponytyp und viel Stutencharme punkten. Auch der Bewegungsablauf war für ein Stütchen unter 87 cm sehr ergiebig und fleißig.
Bei den Deutschen Classic-Ponys in Ring V setztet sich Franka vom Schedetal aus der Zucht und im Besitz der ZG Zimmermann, Scheden an die Spitze einer insgesamt starken Klasse. Die dreijhrige Nachwuchshoffnung zeigte sehr guten Typ und Ausdruck, viel Körperharmonie, eine schöne Oberlinie und ein solides Fundament. Neben einem sehr guten Schritt zeigte die Stute auch einen schwungvollen, elastischen Trab mit guter Aufrichtung.
Von überzeugender Qualität waren die beiden Klassen der Fjordstuten. Im Ring der zwei-bis fünfjährigen dominierten Stuten aus der Zucht von Josef Borsbach aus Bergisch Gladbach das Geschehen und belegten die Plätze eins bis vier. Unangefochten an die Spitze setzte sich die St.Pr.St. Hermine, die in puncto Rasse-und Geschlechtstyp von überragender Klasse verkörpert. Sie verfügt neben einem äußerst harmonischen Körperbau über ein sehr korrektes Fundament, mit dem sie sowohl im Schritt als auch im Trab nahezu das Optimum an Bewegungsmöglichkeiten umsetzt.
Bei den sechsjährigen und älteren Fjordstuten konnte die Bundesprämienstute Farina vom Oderhaff ihre Klasse erneut ausspielen. Die von Susanne und Eike Schön-Petersen, Leopoldshagen gezogene Stute hatte ja nach ihrem Erfolg bei der Bundesschau in Grünberg den Besitzer gewechselt und bereichert jetzt im Stall von Familie Neuß, Grünberg-Weitershain, den Stutenbestand. Die bedeutend aufgemachte Hellfalb-Stute hat durch ihr erstes Fohlen nichts von ihrem Bewegungspotential verloren, in puncto Stutencharme sogar noch dazu gewonnen.
In Ring II übernahmen Florian Solle und Bianca Grom das Richten der Spezialrassen, der Kaltblüter, Isländer, Welsh, Deutschen Reitponys sowie der Connemaras.
In Klasse IX eröffnete eine kleine, aber feine Kollektion von fünf Stuten der Rassen Schwarzwälder und Süddeutsches Kaltblut die Hessentags-Schau. An die Spitze setzte sich die dreijährige Waleria (Bes. Frank Schmidt, Schmitten), die durch ihren sehr guten Rassetyp und schwungvolle Bewegungen überzeugte. Später am Tag konnte sie den Reserve-Sieger-Titel der Schau erringen. Waleria war 2013 Siegerstutfohlen der Hessischen Landes-Kaltblutschau in Usingen und man darf gespannt sein, wie sich diese junge Stute in den nächsten Jahren entwickeln wird. Den zweiten Platz sicherte sich die Prämienstute Fabienne (Bes. Werner Wagner, Lollar) – sie fiel am heutigen Tag besonders wegen ihres guten Stutentyps ins Auge.
Ebenso hochwertig ging es in der Klasse der Haflingerstuten weiter. Hier hatten gleich zwei junge Stuten die Nase vorn. Die zweijährige Italia (Bes. Steffen Fuchs, Bad Endbach-Hartenrod) präsentierte sich für ihr Alter ausgesprochen gelassen und punktete durch ihre gute Entwicklung. Zweitplatziert wurde Reina (Bes. Karsten Franz, Nidda/Ober-Lais), ebenfalls zweijährig, eine gut proportionierte und harmonisch wirkende Stute. In der Klasse der Isländer stellte Ulrike Ketter, Homberg ihre selbstgezogene Stute Drift von Homberg mit ihren zwei Töchtern Dís und Ófeig vom Homberg vor. Drift zeigte einen sehr schönen Tölt und ihre gute Nachzucht sprach dafür sie familienintern an die erste Stelle zu rangieren. In der Klasse der Spezialrassen wurden zwei Stuten der Rasse Karabagh und je eine Stute der Rasse Dales und Fell Pony gezeigt. Vorne stand die dreijährige Türkan. Diese Stute verfügt über einen guten Stutentyp und sehr klare, geregelte Bewegungen. Die zweite Karabagh-Stute Elenya (beide Friesenhof GbR, Obersontheim) wirkte trotz einer strapaziösen Anreise auffällig präsent und wusste sich gut zu bewegen. Es folgte die Klasse der Welsh-Stuten in der zwei Stuten der Sektion A und vier Stuten der Sektion D vorgestellt wurden. Die sehr typische Welsh D Prämienstute Randeck Ruby (Bes. Eva Janka) war am heutigen Tag die strahlende Siegerin in dieser Klasse. Ihr folgte ihre Halbschwester Prämienstute Terra Amicelli (Bes. Familie Hoffarth, Lohra). Beide Stuten überzeugten durch einen fleißigen, raumgreifenden Schritt und eine wirklich gelungene Präsentation in dieser starken Klasse.
Familie Feuerstein, Ober-Mörlen bildete mit ihren drei Stuten die Klasse der Deutschen Reitponys. Prämienstute Gina Royale setzte sich mit schwungvollen Bewegungen gegen ihre ältere Halbschwester Goviva und ihre 19-jährige Mutter Golden Starlet durch.
Mit 16 Stuten in drei Klassen bildeten die Connemara Ponys eine der größten Rassegruppen der hessentagsschau. Angeführt wurde die Klasse der jüngsten Stuten von Sunshine Cluaise (Bes. Sonja Hendricks, Kranenburg). Diese zweijährige Stute überzeugte besonders durch ihren sehr guten Rassetyp. Auf dem Zweiten Rang stand mit Glaskopf Grey Janet (Bes. Dr. Sabine Bachmann, Glashütten), die sich sehr gut zu bewegen wusste. Laccaroe Lass (Bes. Dr. Sabine Bachmann, Glashütten) hieß die Siegerin der zweiten Connemara Klasse. Eine großrahmige, sportliche Stute, die in Irland gezogen wurde. Zweite wurde die mit gutem Stutentyp ausgestattete Glandys Rocking Mallow (Bes. Jan Hendricks, Kranenburg). Acht Stuten wurden in der Klasse der älteren Stuten ausgestellt. Die drei ersten Plätze gingen an Dr. Sabine Bachmann, Glashütten. Ein schöner Erfolg, denn die Stuten stammen allesamt aus eigener Zucht. Die Nase vorn hatte die 22-jährige, sieggewohnte Verbands-Elitestute Glaskopf Grey Joan, die erneut ihre hohe Qualität bewies. Dahinter folgten die bewegungsstarken Vollschwestern Glaskopf Grey Moireen und Glaskopf Grey Maeve.
Am Ende der Zuchtschau paradierten noch einmal alle 17 Klassensiegerinnen der einzelnen Richtklassen vor der dann gemeinsamen Richterkommission und den interessierten Zuschauern. Denn krönender Höhepunkt dieses Zuchtevents war natürlich die Ermittlung der Gesamtsiegerstute sowie der Reservesiegerin der Hessentagsschau. Zuvor hatte das Richterkollegium die ehrenvolle Aufgabe, aus den drei vorgestellten Familien (Mutter mit zwei Töchtern oder drei Töchter einer Mutter) die Siegerfamile auszuwählen. Trotz der guten Qualität aller vorgestellten Familien, ging die Entscheidung eindeutig zu Gunsten der Fjordstute Merle aus, die durch ihre drei absolut überzeugenden Töchter Orelie, St.Pr.St. Enrica und St.Pr.St. Hermine hervorragend repräsentiert wurde. Die Ehrenmedaille des Hessischen Ministeriums konnte Josef Borsbach aus Bergisch-Gladbach entgegennehmen, denn er ist nicht nur stolzer Besitzer, sondern auch Züchter dieser herausragenden Stutenfamilie.
Die Spannung wurde noch einmal gesteigert, als Zuchtleiter Florian Solle aus den vielen tollen Stuten die Reservesiegerin vorziehen ließ. Die Kommission entschied sich einstimmig für die dreijährige Schwarzwälder Kaltblutstute Waleria, eine typstarke Vertreterin ihrer Rasse, die sowohl durch ihren Ausdruck, ihre Körperharmonie und ihre Bewegungsmöglichkeiten beeindrucken konnte. Der glückliche Züchter dieser Weißherbst-Tochter, Frank Schmidt aus Schmitten, erhielt für sein tolles Zuchtprodukt den Ehrenpokal des Verbandes. Spontanen Applaus gab es bei der Verkündung der Gesamtsiegerstute St-Pr.St. Hermine, eine wundervolle Fjordstute, die aus der Anpaarung der St.Pr.St. Merle an den Prämienhengst Harkon bei Josef Borsbach in Bergisch-Gladbach das Licht der Welt erblickte. Diese überragende Stute gehört ganz sicher auch im bundesweiten Vergleich zu den Topmodels ihrer Rasse und krönte die Hessentagsschau in Herborn-Schönbach.
„Die Pferdewelt zu Gast in Schönbach“
Für den Abend hatten sich die Pony- und Kleinpferdefreunde Schönbach e.V. etwas ganz besonderes überlegt. Unter dem Motto „Die Pferdewelt zu Gast in Schönbach“ präsentierten sich neben von Akteuren aus der Umgebung einstudierten Schaubildern auch internationale Stars der Pferdeszene. Das Wetter spielte mit, die schon im Vorverkauf ausverkaufte Tribüne füllte sich und auch der Bereich der Stehplätze wurde zunehmend voller.
Den Auftakt des Abends bildete eine Quadrille mit 24 Connemara Ponys, bei der auch sehr viele der aktiven PUK Mitglieder mitritten. Danach folgte das Team Lauterbach,
das ein beeindruckendes Einspänner Pas-de-deux zeigte. Der Pferde-Comedy Künstler Laurent Galinier begeisterte das Publikum mit seinen witzigen Schaubildern.
Der RuFV Wackenheim präsentierte ein Shetland-Pony-Schaubild zum Motto „Sommer in den Highlands“ – Kinder und Ponys…so soll es sein! Barocke Momente zauberte der Friesenreiter Heiko Stoll. Ein weiterer Höhepunkt für die kleinen Zuschauer war sicher der Auftritt der Filmpferde Ostwind & 33. Während der anschließenden Pause gab es die Gelegenheit sich mit den Stars fotografieren zu lassen.
Die Border Collies der reitenden Schäferin Anne Krüger faszinierten das Publikum mit ihrem Können. Sie hüteten die Laufenten und Ziegen mit einer unglaublichen Ruhe und Harmonie. Das „Connemara-Show-Team“ begeisterte mit ihren Ponys und der Darstellung einer irischen Sage „Scéal fairy“. Den absoluten Höhepunkt dieser einzigartigen Veranstaltung bildete Alizée Froment, die auf ihrem Hengst Mistral im Vollmondschein eine Freiheitsdressur auf höchstem Niveau ritt. Zum Abschluss sorgten die Pferdefreunde Wäller Wind noch einmal für Aktion und ritten ihr Schaubild „Vulcano – The Vikings“ unter tosendem Applaus. Diese Pferde-Gala war wirklich ein einzigartiges Erlebnis!
Bianca Grom/Klaus Biedenkopf